August 2003: Traumwetter, umgemünzt in Traumflüge

Das heiße Wetter der vergangenen Wochen brachte den Laichinger Segelfliegern einige traumhafte Flüge. Die Thermik war kräftig wie selten zuvor und es ging so hoch hinauf, dass vielfach die obere Grenze für Segelflüge erreicht wurde.

Am 5. August schaffte Bernd Nübling eine Strecke von rund 960 Kilometern. Er flog zuerst in die äußerste südwestliche Ecke Deutschlands bis kurz vor Basel, anschließend bis an die tschechische Grenze und zurück nach Laichingen. Gerne hätte er natürlich die tausend Kilometer voll gemacht, aber dazu reichte abends die Thermik dann doch nicht mehr. Nübling flog diese Strecke nicht mit seiner vertrauten ASW19, sondern er hatte von Eberhard , einem Köngener Fliegerkameraden, dessen ASW17 ausgeliehen.

Die Segelflieger aus Köngen, von denen die meisten auch Mitglied beim FSV Laichingen sind, fliegen normalerweise auf der Hahnweide bei Kirchheim/Teck. Weil dort aber zwei Wochen lang Modellflugweltmeisterschaften stattfanden, hatten sie ihre Flieger mit auf die Alb gebracht.

Am 12. 8. unternahmen vier Laichinger Piloten einen Ausflug ins Gebirge. Dies waren
  • Udo mit ASW 20, Rufzeichen FL (Foxtrott Lima), einsitzig, 15m Spannweite, Wölbklappen,
  • Alfred mit LS 4, Rufzeichen BL (Bravo Lima), einsitzig, 15m Spannweite,
  • Andreas mit Libelle, Rufzeichen H9 (Hotel neun), einsitzig, 15m Spannweite sowie
  • Sebastian und Kopilot Axel mit Duo Discus Turbo, Rufzeichen GL (Golf Lima), 20m Spannweite, Klapptriebwerk.
Als um kurz nach zwölf Uhr mittags alle vier Maschinen in der Luft waren, ging es über dem Truppenübungsplatz Münsingen mit dem ersten Thermikbart gleich bis auf fast 3000 Meter hinauf. Der Weg nach Süden über Schelklingen, Laupheim, Leutkirch und den Schwarzen Grat bei Isny brachte dann nur noch wenige Aufwinde und es ging nur noch bis 2000 Meter hoch. Kurz nach dem Alpsee bei Immenstadt war der Einstieg ins Hochgebirge angesagt. Erfahrungsgemäß ist dies nicht einfach und so dauerte es einige Zeit, bis endlich alle vier deutlich höher waren als nur 2200 Meter. Damit aber konnte in Richtung Widderstein am südwestlichen Ende des Kleinen Walsertals weiter geflogen werden. Von dort bog die Gruppe ab nach Osten ins Lechtal, wo schöne Cumuli standen. Mitten über dem Tal, südlich des Hochvogels, trug dann ein kräftiger Aufwind bis auf 3900 Meter hinauf. So hoch oben verlieren dann auch die schroffen Grate ihren Schrecken. Landemöglichkeiten gibt es im Hochgebirge naturgemäß nicht und so ist man als Pilot um jeden Meter Höhe zwischen sich und den Felsen froh. Schon bald war bei südlicher Flugrichtung das Paznauntal überquert und es ging weiter ins Unterengadin. Von rechts unten grüßte die Silvrettagruppe mit dem Piz Palü und im Osten zeigten sich die Ötztaler Alpen. Geradeaus im Süden glänzte die Ortlergruppe. Nachdem die Uhr mittlerweile halb fünf zeigte und jetzt mehr als 200 Kilometer Heimweg zurück zu legen waren, wurde einige Kilometer südwestlich des Reschenstausees noch einmal kräftig Höhe getankt“..

Jetzt wurden die Flugzeugnasen wieder in Richtung Norden gedreht und die Piloten versuchten, so lange wie möglich die Höhe zu halten. Dabei flog jeder seinen eigenen Weg und man verlor sich aus den Augen. Auch im Funk zeigten sich erste Ausfallerscheinungen; die Batterie einer Maschine ließ nach. Weil nach 18 Uhr auch noch die Thermik über dem Allgäu immer weniger wurde, verloren die Flieger rasch an Höhe. So kam es, dass der erste Pilot auf dem Kemptener Flugplatz landete. Der nächste erreichte Tannheim und ließ sich von dort nach Hause schleppen. Einer schaffte es bis Erbach und nahm ebenfalls die Motorkraft einer Schleppmaschine zu Hilfe. Der vierte Pilot flog den neuen Doppelsitzer mit ausklappbarem Motor und kam so mit wenigen Minuten Motorlaufzeit bis nach Laichingen.
Vorstand Jakob Laur, der morgens am Platz war und das Vorhaben mitbekommen hatte, rief denn auch abends am Flugplatz an und ließ sich von den Erlebnissen der Flieger berichten.

Alfred Schosser