Mehr Sicherheit für Piloten: ADAMS optimiert Windenstarts
17.11.2024:
Zwei Mitgliedern des FSV Laichingen ist eine herausragende Ehrung zuteil geworden: Das von Robin Enderle und Valentin Kübler entwickelte "Air Data Management System" (ADAMS) wurde im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes (BWLV) mit dem 1. Platz des Innovationspreises der Hellmut Niethammer Stiftung 2024 prämiert. Die Hellmut Niethammer Stiftung hat hierfür eine Prämie in Höhe von 10.000 Euro ausgelobt.
Jedes Jahr werden allein in Deutschland knapp 300.000 Windenstarts mit Segelflugzeugen absolviert. Für den Windenfahrer ist jedoch jeder Start eine Herausforderung. Das neue ADAMS-System liefert Echtzeit-Flugdaten direkt an die Winde und ermöglicht es dem Fahrer, präzise und verlässlich zu reagieren – für mehr Sicherheit und Effizienz.
Risiko durch Fehleinschätzung:
Die beliebteste Startmethode bei Segelflugzeugen ist der Windenstart. Entscheidend für einen erfolgreichen und sicheren Start ist dabei die Geschwindigkeit relativ zur Umgebungsluft. Die Schleppgeschwindigkeit variiert demnach, von der Winde aus betrachtet, je nach Windverhältnissen. Auch weitere Faktoren, wie eine tiefstehende Sonne und unterschiedliche Flugzeugtypen, bringen weitere Unsicherheiten in den Startprozess. Der Windenfahrer kann die tatsächliche Flugzeuggeschwindigkeit lediglich visuell schätzen – und genau hier liegt das Problem. Nahezu jeder Segelflugpilot hatte schon ein unschönes Windenstarterlebnis, das auf Fehlinterpretation des Windenfahrers zurückgeführt werden kann. Doch was wäre, wenn ein System die Startgeschwindigkeit präzise und in Echtzeit überwacht und dem Windenfahrer ein intuitives visuelles Feedback übermittelt?
Interpretationsspielraum beseitigen:
Das "Air Data Management System" (ADAMS) nimmt sich dieser Problematik an. Das sich seit etwa 1,5 Jahren in der Entwicklung befindende System beseitigt den Spielraum von Fehlinterpretationen des Windenfahrers. Valentin Kübler und Robin Enderle, die Köpfe hinter dem ehrgeizigen Projekt, entwickeln die Hardware wie auch Software in Eigenregie.
Das Geheimnis des Systems:
Die im Segelflugzeug installierte Sensorik schickt Live-Daten an das an der Winde befindliche Modul. Diese Echtzeitdaten werden vom System verarbeitet und dem Windenfahrer visuell aufbereitet. Die visuelle Anzeige der Geschwindigkeit erfolgt über ein eigens dafür entwickeltes Anzeige-Design, das dem Windenfahrer über Farben und Kontraste die aktuelle Abweichung der optimalen Schleppgeschwindigkeit im peripheren Sehfeld übermittelt. Damit muss der Blickkontakt zum Flugzeug nicht unterbrochen werden. Der Windenfahrer muss weder eine Geschwindigkeitsanzeige ablesen, noch die optimale Schleppgeschwindigkeit des eventuell für ihn unbekannten Flugzeugs kennen.
Flugzeuge verwalten – einfach per App:
Bedient wird das System über eine eigens dafür entwickelte App. Diese ermöglicht es dem Bediener unter anderem, Flugzeuge zu verwalten und Geschwindigkeitsbereiche zu hinterlegen. Wenn das Flugzeug einmalig in der App mit allen Informationen angelegt ist, kann der Windenfahrer kurz vor dem Startvorgang sogar die Wassermenge angeben, das System passt daraufhin automatisch die benötigte Schleppgeschwindigkeit an. In Zukunft wird es eine globale Datenbank geben, in die jeder Verein mit diesem System die Einstellungen seiner Flugzeuge hochladen kann. Somit können die Einstellungen eines Flugzeugs bei einer Außenlandung auf einem fremden Platz geladen und für den Windenstart genutzt werden.
ADAMS bietet jedoch nicht nur Echtzeitdaten:
Der Startverlauf wird gespeichert und kann zum Beispiel für Ausbildungszwecke analysiert und nachbesprochen werden. Der Geschwindigkeits- und Höhenverlauf jedes Starts kann in der App in einem Diagramm analysiert werden.
Verbreitung des Systems:
Das Projekt befindet sich aktuell in der Testphase. Die entwickelten Prototypen sind mit modernsten Komponenten ausgestattet, um ein präzises und zuverlässiges System zu ermöglichen. Die weitere Entwicklung kann durch das Preisgeld der Helmut-Niethammer-Stiftung finanziert und das Projekt somit erheblich vorangebracht werden.
Die Marktreife schätzen die Entwickler Valentin Kübler und Robin Enderle aktuell auf Anfang 2026. Ab dann wird ADAMS für jedermann verfügbar sein.
Die im Cockpit installierten Sensoren erfassen übrigens weit mehr als nur die für den Windenstart benötigten Daten. In Zukunft sind zusätzliche Module für das Segelflugzeug geplant, die auf den gemessenen Daten aufbauen und weitere hilfreiche Funktionen und Erweiterungen per “Plug and Play” bieten sollen.
Ein unvergesslicher Tag am Himmel über Laichingen
10.08.2024:
Am 10. August 2024 herrschte eine besondere Aufregung auf dem Flugplatz Laichingen. Zwei Flugzeuge des Flugsportvereins, inklusive ihrer Besatzungen, machten sich kurz vor 10 Uhr zum Start bereit. Doch nur drei Eingeweihte wussten, was in den nächsten Minuten geschehen würde.
Ein sorgfältig geplanter Bannerschlepp aus Mengen sollte um Punkt 10 Uhr über dem Flugplatz Laichingen eintreffen. Die Besatzung unserer Jodel bestand aus Mike S., der seiner Freundin Lara F. einen Heiratsantrag machen möchte. In unserem Motorsegler (MoSe) saßen sein Bruder Danny S. und sein zukünftiger Schwiegervater Jochen F., deren Aufgabe es war, diesen besonderen Moment in Bildern festzuhalten.
Kurz vor 10 Uhr erhoben sich beide Maschinen in den Himmel. Die Spannung stieg, als der Bannerflug pünktlich auf die Minute in Sicht kam. Die drei Flugzeuge formierten sich zu einer beeindruckenden Formation, die den Himmel über Laichingen schmückte.
In der Jodel herrschte gespannte Erwartung, als der Banner mit der Aufschrift „Willst du mich heiraten?“ sichtbar wurde. Lara F. war sichtlich überrascht und gerührt. Mit einem strahlenden Lächeln und Tränen der Freude in den Augen antwortete sie mit einem glücklichen „JA, ich will“.
Dieser unvergessliche Moment wurde von der Besatzung des MoSe in wunderschönen Bildern festgehalten, die die Emotionen und die Magie dieses Augenblicks perfekt einfingen. Ein großes Dankeschön gilt dem Flugsportverein, der diese romantische Aktion durch die Bereitstellung seiner Flugzeuge möglich gemacht hat, sowie den Fliegerkameraden aus Mengen, die die Organisation des Bannerflugs übernommen haben.
Dieser Tag wird allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben und zeigt einmal mehr, wie der Flugsport Menschen auf besondere Weise verbinden kann.